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Digital Media

8 Juni 2023

Kann das EKG während eines Herzinfarkts normal sein? Kardiologen erklären mögliche Gründe

Ein EKG (Elektrokardiogramm) kann in den meisten Fällen einen Herzinfarkt diagnostizieren und die richtige Behandlung je nach Art des Herzinfarkts bestimmen. Diese medizinische Untersuchung zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf. Das Herz erzeugt elektrische Impulse, die seinen Rhythmus regulieren und die Kontraktion der verschiedenen Herzkammern koordinieren. Ein EKG misst und stellt diese elektrischen Signale grafisch dar. Es kommt jedoch vor, dass ein EKG einen Herzinfarkt nicht erkennt, und viele Betroffene ihre Herzinfarktsymptome fälschlicherweise einer anderen Ursache zuschreiben und daher nicht die notwendige Behandlung erhalten. 

Der bekannte Kardiologe Dr. Gaurav Gandhi, der am Dienstagmorgen an einem Herzinfarkt verstarb, hatte um 2 Uhr nachts Brustschmerzen verspürt und ein EKG durchführen lassen, das unauffällig war. Laut Indian Express deutete Dr. Gandhi die Symptome fälschlicherweise als Sodbrennen und nahm ein entsprechendes Medikament als Injektion. Nachdem er einige Zeit im Krankenhaus verbracht hatte, kehrte er nach Hause zurück und wurde um 6 Uhr morgens leblos im Badezimmer aufgefunden.

Kann ein EKG während eines Herzinfarkts normal sein?

„Ja. Wenn ein Patient mit einem Herzinfarkt notfallmäßig eingeliefert wird, ist das erste EKG in 70 % der Fälle auffällig, in 30 % der Fälle jedoch unauffällig. Der Patient denkt dann oft, er sei gesund und könne nach Hause gehen. Das ist aber ein Irrtum. Patienten mit kritischen Verengungen der Herzkranzgefäße oder schweren Herzinfarkten können bei der ersten Einlieferung ins Krankenhaus ein normales EKG haben. Das EKG muss nach dem ersten Anfall bis zu 2–3 Stunden lang alle 15–30 Minuten wiederholt werden. Der Patient sollte für die Kontroll-EKGs und weitere notwendige Untersuchungen wie Echokardiographie und Bluttests im Krankenhaus bleiben. Manchmal sind alle Befunde unauffällig, und nur eine Koronarangiographie kann bei einem Patienten mit Brustschmerzen eine kritische Läsion aufdecken“, erklärt Dr. V. Vinoth Kumar, Oberarzt für interventionelle Kardiologie an den CARE Hospitals in Hi-Tec City, Hyderabad.

„Bei einem Herzinfarkt, auch Myokardinfarkt genannt, ist die Blutversorgung eines Teils des Herzens stark eingeschränkt oder vollständig unterbrochen. Diese Unterbrechung entsteht meist durch ein Blutgerinnsel in einer Herzkranzarterie. Ein Elektrokardiogramm (EKG) ist eine medizinische Untersuchung zur Messung der elektrischen Aktivität des Herzens und kann ein wertvolles Hilfsmittel bei der Diagnose eines Herzinfarkts sein. Allerdings kann ein EKG während eines Herzinfarkts in manchen Fällen auch unauffällig erscheinen“, erklärt Dr. Dixit Garg, Kardiologe am Manipal Hospital in Gurugram.

Dr. Garg erklärt, dass das EKG in vielen Fällen eines Herzinfarkts charakteristische Veränderungen aufweist, die auf ein Problem hinweisen. Zu diesen Veränderungen können eine ST-Streckenhebung, eine ST-Streckensenkung oder das Auftreten abnormaler Q-Wellen gehören. Diese EKG-Anomalien deuten darauf hin, dass ein Herzinfarkt stattfindet oder kürzlich stattgefunden hat.

„Es gibt jedoch Situationen, in denen ein EKG während eines Herzinfarkts normal sein kann. Dieses Phänomen tritt eher in den frühen Stadien eines Herzinfarkts oder unter bestimmten Umständen auf“, fügt er hinzu.

Gründe, warum ein EKG bei einem Herzinfarkt normal erscheinen kann

Dr. Garg nennt unter anderem folgende Gründe, warum ein EKG während eines Herzinfarkts normal erscheinen kann:

TimingEin EKG kann in der Anfangsphase eines Herzinfarkts durchgeführt werden, wenn die Veränderungen im EKG noch nicht vollständig ausgeprägt sind. Es braucht Zeit, bis die elektrischen Veränderungen im EKG sichtbar werden.

StandortDie EKG-Elektroden sind möglicherweise nicht korrekt positioniert, um den vom Herzinfarkt betroffenen Bereich des Herzens genau zu erfassen. Je nach Lage der Blockade können die Veränderungen im EKG geringfügig sein oder in den überwachten Ableitungen gar nicht auftreten.

Stiller HerzinfarktManche Herzinfarkte verlaufen stumm oder asymptomatisch, das heißt, die betroffene Person verspürt keine der typischen Symptome eines Herzinfarkts. In diesen Fällen kann das EKG normal sein, oder die Veränderungen können so geringfügig sein, dass sie kaum erkennbar sind.

Kollateralkreislauf der Koronararterien: In seltenen Fällen können sich alternative Blutversorgungswege, sogenannte Kollateralgefäße, entwickeln, die die betroffene Herzregion teilweise mit Blut versorgen. Diese Kollateralzirkulation kann dazu beitragen, dass das EKG trotz eines Herzinfarkts im Normbereich bleibt.

„Ein EKG kann bei einer Herzerkrankung völlig normal sein. Selbst wenn alle drei Arterien verstopft sind, kann das EKG unauffällig sein. Die Genauigkeit des EKGs zur Vorhersage eines Herzinfarkts liegt nur bei 33 %. Ein auffälliges EKG ist zwar aussagekräftig, aber ein normales EKG bei Brustschmerzen kann irreführend sein und einen schweren Herzinfarkt verschleiern. Wir haben Patienten mit völlig unauffälligen EKGs gesehen, die dennoch einen schweren Herzinfarkt erlitten haben. Verlassen Sie sich daher nicht allein auf ein normales EKG, insbesondere nicht auf ein einzelnes. Bei starkem Verdacht ist es ratsam, das EKG nach ein bis zwei Stunden wiederholen zu lassen und die Entscheidung Ihrem Arzt zu überlassen“, so Dr. Sanjeev Chaudhary, Direktor der Kardiologie an den Marengo Asia Hospitals in Gurugram.