21 August 2025
Die Knochendichte (BMD) gilt oft als Goldstandard zur Beurteilung des Frakturrisikos. DEXA-Scans, die in Kliniken häufig zur Erkennung niedriger Knochenmasse eingesetzt werden, liefern einen schnellen Überblick über den Mineralgehalt. Dennoch weisen viele Patienten mit demselben T-Score nicht die gleiche Frakturanfälligkeit auf.
Dieser Unterschied deutet darauf hin, dass der Scan die innere Struktur und Qualität des Knochens selbst nicht erkennen lässt.
Die Knochendichte (BMD) gibt zwar Aufschluss über die vorhandene Mineralmenge, aber nicht über deren Verteilung. Zwei Personen mit ähnlicher Knochendichte können sich in der Festigkeit und Belastbarkeit ihrer Knochen unterscheiden.
Beispielsweise kann die Spongiosa, der schwammartige Teil der Wirbelsäule und der Enden der langen Knochen, auf einer Röntgenaufnahme unauffällig erscheinen, aber dennoch Mikroschäden oder eine geschwächte Struktur aufweisen. Das bedeutet, dass Knochen fragil sein können, selbst wenn die Knochendichtemessung akzeptabel erscheint.
Es gibt Fälle aus dem realen Leben, in denen eine Person mit einem T-Wert von –2.5 ohne Zwischenfälle aktiv bleibt, während eine andere mit demselben Wert nach einem Sturz aus geringer Höhe einen Knochenbruch erleidet. Es spielen also mehr Faktoren als nur der Mineralstoffgehalt eine Rolle.
Fortschritte in der Bildgebung ermöglichen es zunehmend, Aspekte zu erfassen, die mit der Knochendichtemessung (BMD) nicht sichtbar sind. Verfahren wie der Trabecular Bone Score (TBS) beurteilen die Texturvariation in Standard-DEXA-Bildern. Ein niedriger TBS-Wert deutet auf eine mangelhafte Trabekelstruktur hin – dünnes, unterbrochenes oder schlecht organisiertes Knochengewebe –, selbst wenn die Knochendichte (BMD) ausreichend erscheint.
Auch hochauflösende periphere Computertomographie (HR-pQCT) kann einen frühen Knochenstrukturverlust erkennen, wird aber derzeit hauptsächlich in der Forschung eingesetzt. Ihre Aussagekraft ist einfach: Es geht nicht nur um die Knochendichte, sondern auch um die Qualität des Knochenaufbaus.
Knochenbrüche sind nicht allein auf schwache Knochen zurückzuführen. Die Muskulatur rund um das Skelett ist ebenso wichtig für die Stabilität der Gelenke und die Sicherheit der Beweglichkeit. Mit zunehmendem Alter oder bei einem weniger aktiven Lebensstil nimmt die Muskelkraft auf natürliche Weise ab – ein Prozess, der als Sarkopenie bekannt ist.
Wenn dies geschieht, erhöht sich das Sturzrisiko, und der Körper ist weniger in der Lage, Stöße abzufedern, die ansonsten harmlos wären.
Muskeln und Knochen bilden eine Einheit. Die durch Bewegung auf die Knochen ausgeübte Belastung regt den Knochenaufbau an. Daher führt verminderte Aktivität oder geringe Muskelmasse zu einer geringeren mechanischen Belastung, was wiederum zu schwächeren Knochen beiträgt.
Selbst bei einem guten Knochendichtewert erhöht das Fehlen von stützendem Muskelgewebe die Wahrscheinlichkeit einer Fraktur.
Ernährung, Bewegung und chronische Erkrankungen beeinflussen die Knochenqualität. Eine unzureichende Zufuhr von Kalzium, Vitamin D und Eiweiß verringert sowohl die Knochen- als auch die Muskelkraft. Systemische Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen, rheumatoide Arthritis oder die langfristige Einnahme von Steroiden führen schleichend zu einem Knochenabbau.
Bewegungsmangel verschlimmert das Problem. Ohne regelmäßiges Krafttraining oder Belastungsübungen verliert die Knochenstruktur an Festigkeit. Rauchen und häufiger Alkoholkonsum beeinträchtigen ebenfalls die Knochenheilung und erhöhen das Risiko von Mikrofrakturen.
DEXA-Scans sind zwar weiterhin nützlich, müssen aber durch andere Verfahren ergänzt werden. Das FRAX-Tool beispielsweise berücksichtigt verschiedene Faktoren wie Alter, BMI, frühere Frakturen und Medikamentenanamnese, um das 10-Jahres-Risiko für schwere Frakturen abzuschätzen. Allerdings werden bei FRAX weder die Knochenmikroarchitektur noch der Muskelzustand berücksichtigt.
Diese ganzheitliche Betrachtungsweise vermittelt ein realistischeres Bild davon, welche Patienten tatsächlich ein hohes Risiko aufweisen, selbst wenn ihre Knochendichte im Grenzbereich liegt.
Bei Knochenbrüchen kommt es nicht immer auf die Knochendichte an. Oftmals spielen die Knochenstruktur, die Stärke der stützenden Muskulatur und die allgemeine Körperfunktion eine Rolle. Eine alleinige Fokussierung auf DEXA-Werte kann daher ebenso wichtige Warnsignale übersehen.
Knochengesundheit muss als Zusammenspiel von Struktur, Stärke und Funktion verstanden werden. Dank der zunehmenden Verfügbarkeit von Instrumenten wie TBS und umfassenderen Beurteilungsrahmen kann die orthopädische Versorgung hin zu einer wirklich präventiven Behandlung führen, die nicht nur auf Zahlen, sondern auf die realen Risiken jedes einzelnen Patienten zugeschnitten ist.
Referenzlink
https://health.medicaldialogues.in/health-topics/bone-health/bone-microarchitecture-why-two-people-with-the-same-dexa-score-dont-have-the-same-fracture-risk-dr-sanjib-kumar-behera-153794